Ich dachte ja mal, ich würde eine anständige Reisereportage schreiben, die ich dann irgendwo im Netz unterkriege. Meine Mühen derenthalb waren überschaubar und so droht diese Reportage über eine Reise jenseits der ausgetretenen Pfade in Myanmar auf meiner Festplatte zu verschimmeln. Wär schade. Also:
Mühsam ernährt sich der Abenteuerlustige
Wer in Myanmar außerhalb der touristischen Hot-Spots reisen will, braucht Spontaneität, gutes Sitzfleisch und am besten viel Zeit. Als Belohnung winkt ein authentischer Einblick in das alltägliche Leben der Burmesen und ehrlich gemeinte Freundlichkeit.
„Relax and enjoy the wonderful journey!“ lullt die Stimme vom Band mich und meine Begleitung ein, kurz nachdem sich der Bus in Bewegung gesetzt hat. Lässt man die grundsätzlich übertrieben kalt eingestellten Klimaanlagen sowie die Vorführung popkultureller Irrwege im Bordfernsehen außer Acht, so ist die 10-stündige Fahrt von der ehemaligen Hauptstadt Rangun zur Tempelstadt Bagan, für viele Highlight und Mittelpunkt ihrer Reise, durchaus komfortabel. Nicht „wundervoll“ wie versprochen, aber mit europäischen Standards allemal vergleichbar.
Zwischen den Hauptattraktionen des Landes, Rangun im Süden und Inle Lake sowie Bagan in der Mitte des Landes, verkehren private Reisebusunternehmen mit einem modernen Fuhrpark. Der 2010 eröffnete Expressway zwischen Rangun und Mandalay sorgt zudem dafür, dass im Gegensatz zu den meisten anderen Verkehrsmitteln relativ zuverlässige Zeitpläne eingehalten werden können.
Geldautomaten und E-Bikes
Steigende Besucherzahlen haben in diesen touristisch reizvollen Gegenden eine rasante Entwicklung in Gang gesetzt. Vor zwei Jahren gab es in dem Land so gut wie keine Geldautomaten. Dementsprechend rieten Reiseführer, sämtliches Bargeld in US-Dollar einzuführen und vor Ort zu tauschen. Ein weiteres Problem war jedoch, dass der Kurs offizieller Wechselstuben nur ein lächerlicher Bruchteil dessen war, was man auf dem Schwarzmarkt erhielt. Heute sind in Rangun an den touristischen Durchlaufstellen wie der Schwedagon Pagode oder dem Bogyoke Markt Zellen mit der Aufschrift „ATM“ aufgestellt und der Wechselkurs in den vielen Wechselstuben scheint relativ stabil zu sein. Die Preise für Unterkünfte sind unterdessen unverhältnismäßig stark angestiegen, Angaben nicht aktueller Travelguides können höchstens zur groben Orientierung dienen. Und in Bagan prägen seit kurzer Zeit E-Bikes das Bild, mit deren Hilfe die Besucher und Besucherinnen das riesige Gelände erkunden können.
All diese Entwicklungsprozesse machen das Reisen für die Besucher leichter und scheinen unvermeidbare Folgen einer schleichenden Öffnung des Landes zu sein. Für diejenigen, die sich durch einen Besuch Myanmars erhoffen, dem eigenen Entdeckergeist eine Spielwiese zu bieten, bedeuten solche Annehmlichkeiten jedoch gleichzeitig eine gewisse Entindividualisierung ihres exotisch geglaubten Reiseziels. Reisen wird zur Schablone. Man folgt den bereits niedergetrampelten Pfaden, wo man sich doch erhofft hatte, jenseits des südostasiatischen Massentourismus á la Laos, Vietnam, Kambodscha und dem benachbarten Thailand eine Oase der Authentizität und Ursprünglichkeit aufzuspüren.
Natürlich ist die Gleichsetzung mit dem Nachbarn im Osten, zu denen jährlich massenhaft Europäer und Europäerinnen mit zweifelhaften Absichten reisen, zu diesem Zeitpunkt nicht zulässig. Hoffentlich bleibt das auch so. Die gute Nachricht für alle, in denen eine ordentliche Portion Explorer steckt: Myanmar bietet nach wie vor ausreichend Möglichkeiten für abenteuerlustige „Treshaw-Tourists“. So nennt So So, unser Tourguide in Mandalay, jene Abenteuerlustige, die sich mit ihrem Rucksack bepackt ins Getümmel schmeißen, die einheimische Kultur aufsaugen und sich von ihrer Neugier auf Land und Leute treiben lassen. Treshaws sind nichts anderes als Fahrräder mit Beifahrersitz und stehen in diesem Zusammenhang für die bewusste Entscheidung, das klimatisierte Taxi, welches einen von A nach B bringt, einzutauschen gegen die unbequemere aber authentische Variante der Fortbewegung, in der man auch mal Staub fressen muss und Zeit keine allzu große Rolle spielen sollte. An dieser Stelle sei auch angemerkt, dass „Lonely Planet Touristen“ für So So eine ganz eigene Gruppe von Reisenden darstellen. Eine Gruppe, die sich seiner Ansicht nach sklavisch an ihr Buch hält und sich infolgedessen oftmals der Realität verweigert und spontanen Auseinandersetzungen systematisch aus dem Weg geht.
Jenseits der Ameisenstraße
Diesen Gedanken folgend war Ziel unserer Reise, sich von Mandalay aus über Land in den Norden Myanmars hochzuarbeiten, um von dort aus auf dem Wasserweg wieder den Rückweg anzutreten. Soweit der Plan. Um es vorweg zu nehmen: Nichts hat so geklappt wie geplant. Änderungen der Route oder im Zeitplan waren an der Tagesordnung, weil die Infrastruktur ihren Namen nicht wirklich verdient. Bahn fahren hat dort relativ wenig mit einer Fahrt von, sagen wir, Köln nach Dortmund gemein, egal ob Regionalbahn oder ICE. Ein Fahrplan existiert zwar, ist allerdings mehr als grobe Orientierung zu verstehen.
So fuhr der anvisierte Zug in Richtung Myitkyina mal eben mit drei Stunden Verspätung ab, und aus den angekündigten 22 Stunden Fahrt wurden letztlich 27 Stunden, bei denen man hätte seekrank werden müssen, wenn es sich an Stelle der etwas mitgenommenen Schienen (die noch aus der britischen Kolonialzeit stammen) um ein Gewässer mit heftigem Wellengang gehandelt hätte. Dass man festen Boden unter den wackelnden Waggons hat, daran wird man jedoch regelmäßig erinnert. Sobald der Zug seine Durchschnittsgeschwindigkeit (gefühlt Schritttempo) überschreitet, werden die Passagiere wie in einer Achterbahn aus ihren Sitzen geschleudert. Die Kinder nehmen es mit Freude hin, und auch die Erwachsenen mischen ihren angestrengten Blicken ein wenig kindische Begeisterung bei.
Relativ schnell wird klar, warum eins der beliebtesten Gepäckstücke der Reisenden faltbare Matten sind. Da die Sitze trotz Upper Class-Aufschlag bepolsterten Pritschen ähneln, sucht sich ein Teil der Passagiere für die Nacht eine Nische am Boden, um ein wenig Schlaf zu finden. Angesichts der Zigarettenasche (geraucht werden darf überall) und den sich sammelnden Essensresten ist solch ein Utensil durchaus lohnenswert, aber für einen Europäer von 190cm Größe wie mich ist das ganze Unterfangen ohnehin ziemlich aussichtslos. Viele Burmesen sind es scheinbar gewohnt, es sich auf kleinem Raum bequem zu machen. Anerkennend höre ich das kontinuierliche Schnarchen des Kollegen hinter mir, der sich durch nichts und niemanden aus der Ruhe bringen lässt. Schließlich kommt ja noch hinzu, dass im Minutentakt Verkäufer mit allerhand unidentifizierbarer Waren und Verkäuferinnen mit frisch zubereitetem Essen durch die Waggons schlendern und ihre Produkte lauthals bewerben. An jeder Station werden Speisen und Getränke durchs Fenster gereicht im Austausch gegen ein paar Kyat. Auch wir greifen regelmäßig zu, probieren allerhand frisch Zubereitetes. Meistens Reis in sämtlichen Ausprägungen: im Bambusröhrchen, schlicht oder aromatisiert, mit diversen Fleischcurrys oder haufenweise Gemüse. Für ein Gericht wird nie mehr als ein Dollar fällig und man bekommt es gleich an den Platz gebracht. Ein bisschen ungewollten Erste-Klasse-Flair hat das Ganze also doch.
Pläne sind dazu da, um verworfen zu werden
Die vorbeiziehende Szenerie ist spektakulär. Dschungel wechselt sich mit bewirtschaftetem Hochplateau ab. Reis, Getreide, Sonnenblumen, Vieh, und zwischendurch kleine Ortschaften, in denen fast immer eine Tempelanlage mit vergoldeter Pagode das Bild dominiert. Als am Folgetag draußen vor dem Fenster dann aber erneut die Sonne der Dunkelheit weicht und damit ein weiterer Tag der wertvollen Urlaubszeit im Sitzen verstreicht, wird der Geduldsfaden langsam aber sicher immer dünner. Der pünktlichkeitsvernarrte Europäer mit einer zwangsweise durch Komfort geprägten Sozialisation wird auf eine harte Probe gestellt, während der Zug weiterhin viel zu langsam aber dafür heftig durch die Prärie juckelt, deren Schönheit nun nicht mal mehr bestaunt werden kann. Wie lang war nochmal der Flug von Berlin nach Bangkok? 12 Stunden? Absurd. Aber schließlich finden alle Reisen irgendwann ihr Ende, und zwei im Boardrestaurant gestürzte Bier später erreichen wir Myitkyina. Endstation.
Nie wieder mit diesem Zug, denke ich in diesem Augenblick. Von jetzt an wird alles entspannter. Mit dem Boot auf dem Ayeyarwady hinunter treiben und die Seele baumeln lassen. Zeit spielt von nun an keine Rolle mehr. Denken wir.
Am nächsten Morgen stehen wir pünktlich am Hafen bzw. einer Schotterpiste, die ins Wasser führt wo bereits das Boot liegt. Fünf entgeisterte Burmesen schauen uns fragend an. „We would like to get on the boat to Sinbo“, sage ich, als ob das nicht eigentlich ersichtlich sein sollte. Pause. „No foreigners allowed“, so die Antwort. Zuerst denken wir, wir seien am falschen Steg oder ein anderes Boot fährt zu einer anderen Zeit. Zurück in der Stadt erfahren wir jedoch, dass die Regierung vor kurzem die Bootsstrecke zwischen Myitkyna und Katar für Touristen gesperrt hat. Warum, wollen wir wissen. Die offizielle Erklärung ist, dass es zu gefährlich sei, wenn der Fluss so wenig Wasser trage. Innerhalb der Lokalbevölkerung ist man sich allerdings recht sicher, dass derlei Maßnahmen die Isolation der Minderheitengruppen in der Peripherie vorantreiben sollen.
Politik rückt ins Blickfeld
Generell sind wir erstaunt, wie offen die Missstände im Land angeprangert werden. Berücksichtigt man die Tatsache, dass Regierungskritiker nach wie vor verfolgt werden und nicht selten verschwinden, verwundert die offen ausgesprochene Anklage an die Militärführung. Wie so oft, wenn der Alltag genug Aufgaben bereithält, um sich noch um Politik zu kümmern, hat bei vielen Bewohnern nach Jahren der Repression ein Zustand zynischer Resignation eingesetzt. „Politics is bullshit! They have always fooled us and they still think we are foolish“, teilt uns ein Bewohner beim gemeinsamen Abendessen mit. Dennoch ist er wie viele seiner Freunde nach mehrjährigem Auslandsaufenthalt freiwillig nach Myitkyina zurückgekehrt, um sich für die Menschen dort einzusetzen.
Myitkyina ist die Hauptstadt des Kachin Staats im Norden des Landes an der Grenze zu China im Nordosten und Indien im Westen. Die Wurzeln der Kachin liegen in der Mongolei und im Gegensatz zum Rest des Landes ist die Mehrheit christlichen Glaubens. Burmesen bzw. die Gruppe der Bamar bilden zwar die größte Volksgruppe in Myanmar, jedoch gibt es noch eine Menge andere ethnische Gruppierungen wie Shan, Mon, Chin, Rohingya, Karen oder eben Kachin. Die mit harter Hand führende Regierung ist dafür bekannt, mit ihren Minderheiten nicht gerade zimperlich umzugehen. Das zeigt aktuell beispielsweise die Flüchtlingsproblematik der Rohingya-Muslime im Westen des Landes, denen Staatsbürgerschaft und zivile Rechte verweigert werden. Infolge ihres illegalen Status sehen sich viele Rohingya gezwungen, sich die „Hilfe“ von Schlepperbanden zu erkaufen, was nicht selten tragisch ausgeht. Für uns persönlich bedeutet diese restriktive Politik erstmal nur, dass die Bootstour zu diesem Zeitpunkt ausfallen muss. Die einzige Möglichkeit, die Stadt zu verlassen: Der Zug!
Kein Transportmittel wird ausgelassen
Obwohl der Zug diesmal pünktlich abfährt, haben wir am Ende wieder zwei Stunden Verspätung. Anstelle einer durchgesessenen Pritsche haben wir diesmal unseren eigenen Sitz. Zugegebenermaßen haben wir uns beim Anblick der Holzklasse, die aus allen Nähten platzt, und im Gedenken an die harte Hinfahrt erneut in der Upper Class einquartiert. Familien prägen größtenteils das Bild. Plötzlich stehen zwei Kinder, vermutlich Bruder und Schwester, neben unseren Sitzen und halten uns Limonade und Kekse hin. Dankend nehmen wir die Geschenke an, die mit dem Lächeln der Familie und des halben Zugabteils garniert werden. Wir sind gerührt und fühlen uns ein wenig schlecht, dass wir nichts im Gepäck haben, um diese Geste zu erwidern.
Wir steigen in Naba aus, was ungefähr auf halbem Weg zurück in Richtung Mandalay liegt, mit dem Ziel, wenigstens das letzte Wegstück mit dem Boot zurücklegen zu können. Um nach Katar, wo das Boot ablegt, zu gelangen, müssen wir aber zuerst auf einen Pick-Up Truck springen, der Naba mit der Stadt am Fluss verbindet. Auf einer Holzpritsche zwischen vollbepackten Burmesinnen sitzend geht es mit dem motorisierten Dreirad für eine Stunde über Stock und Stein. Abwechselnd stoße ich mir den Kopf oben am Gestänge an, was ab und an Gekicher auslöst, und kriege den Staub überholender Fahrzeuge in Augen und Lunge, was wiederum bei den anderen ebenfalls keine Begeisterungsstürme auslöst. Das Panorama entschädigt für alle Unannehmlichkeiten und sowieso kommt uns nach einer erneuten langen Zugreise ein bisschen Action nur recht. Wir fahren los, als die Sonne gerade mit dem Dschungel am Horizont verschmilzt und erreichen Katar im Dunkeln.
Das Boot legt um 5 Uhr morgens noch vor Sonnenaufgang ab. Schnell wird uns klar, dass auch dieser Teil der Reise nicht die erhoffte Erholung bringen wird. Übermüdet warten wir darauf, dass die Sonne uns mit der Umgebung vertraut macht, während das Boot im Zickzack den Fluss hinunter schippert und sich dabei stetig mit Leuten sowie deren Mitbringsel füllt. Möbel werden ebenso auf das Dach verladen wie säckeweise Nahrungsmittel und ein Motorroller. Offensichtlich fungiert der Kutter als unverzichtbares Transportmittel der dort Ansässigen. Währenddessen versuchen wir, der Fahrt einen Anstrich von Urlaub zu verpassen, indem wir es uns zwischen dem Sperrgepäck so bequem wie möglich machen und das Umland des Ayeyarwadys genießen. Als wir beginnen Sonnencreme auf Gesicht, Arme und Beine aufzutragen, begegnen uns erstaunte und verständnislose Blicke der in Jacken gehüllten und mit Hüten ausgestatteten Leute um uns herum. In der Zwischenzeit legt der Kapitän durchgehend an den unscheinbarsten Stellen an, um weitere Passagiere an Bord zu nehmen. So verwundert es auch nicht, dass wir mit Einbruch der Dunkelheit nicht wie vorgesehen in Mandalay einlaufen, sondern mitten auf dem Fluss planlos umherirren auf der Suche nach einer Stelle, die tief genug ist, um sich als Fahrrinne zu eignen. Zu diesem Zweck steht ein Helfer am Bug und stochert kontinuierlich mit einem markierten Stock im Wasser herum. Jedesmal, wenn das Boot den Rückwärtsgang einlegt, ziehen dabei die ungefilterten Abgase durch die Reihen. Es riecht schlimmer als auf einer Tankstelle und das Atmen fällt schwer.

Auch Schränke finden auf dem Boot Platz, wenn es sein muss. Mehr Transportmittel als Urlaubsdampfer.
Die Tatsache, dass es sich ein Großteil der Reisenden mittlerweile wieder auf ihren Pritschen gemütlich gemacht hat und versucht, ein Auge zuzudrücken, macht uns nicht unbedingt Mut hinsichtlich einer baldigen Ankunft. Stattdessen versammeln sich urplötzlich tausende mottenähnlicher Insekten um die leuchtenden Neonröhren an Bord, bis zu dem Punkt, an dem alle um sich schlagen, sich Decken über den Kopf werfen oder fluchtartig an Deck klettern. Irgendwann kommt jemand auf die clevere Idee, der hitchcockartigen Situation durch Ausknipsen der Lampen ein Ende zu bereiten und wir tuckern in völliger Dunkelheit weiter ins Ungewisse.
Als wir in Mandalay anlegen, sind wir angespannt und erleichtert zugleich. 16 Stunden auf dem Dampfer zehren an den Kräften. Der ursprüngliche Plan, mit dem Nachtbus gleich weiter nach Rangun zu fahren, ist auf Grund der Verspätung nicht mehr umsetzbar. Da allerdings zu diesem Zeitpunkt ein kühles Bier und ein Bett zum Schlafen sowieso einen größeren Reiz ausüben, stört uns das nicht. Ein Motorradfahrer erspäht uns von der anderen Straßenseite, ruft einen zweiten Kollegen herbei und im Nu erreichen wir auf ihren Rücksitzen das nächste Hotel, wo wir den Schlaf der Gerechten in Anspruch nehmen.
Abenteuer oder Komfort?
Zweifellos war die Reise in den Norden beschwerlich. Die Frage ist wohl, wieviel man bereit ist, auf sich zu nehmen, um in Gegenden vorzudringen, die bisher vergleichsweise wenige Touristen aufgesucht haben. Als Belohnung winkt einem ein authentischer Einblick in das Alltagsleben der Einheimischen und das Gefühl, diese Ursprünglichkeit mit Händen fassen zu können. Die Burmesen machen es einem durch ihre offenherzige und freundliche Art dabei einfach, die Strapazen schnell wieder zu vergessen. Erwidert man die neugierigen bis skeptisch wirkenden Blicke der Leute mit einem Lächeln und obendrein einem grüßenden „Mingalabar“, erntet man dafür in den meisten Fällen warmherzige Sympathiebekundungen.
Insofern werden einem durch die verbindliche Art der Leute bereits einige Steine aus dem Weg geräumt. Die Hindernisse, die durch das schlechte Verkehrsnetz und die begrenzte Zugänglichkeit bestimmter Regionen entstehen, werden durch die Ehrlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen mehr als aufgewogen. Womöglich ist letzteres sogar ein Stück weit als Folge der widrigen Umstände zu verstehen. Denn durch komfortablere Reisebedingungen werden immer auch neue Gruppen von Reisenden angezogen wodurch allmählich eine Anpassung an die Bedürfnisse einer zahlungskräftigen Kundschaft stattfindet und Authentizität durch kapitalistische Verwertungsmöglichkeiten ins Hintertreffen gerät. Viele scheuen den Aufwand. Wer im Winter schneebedeckte Hänge hinunterjagt, der weiß, dass selbst die traumhaftesten Pisten nicht an Überbevölkerung leiden, wenn anstelle eines beheizten Sessellifts der alte Schlepper seine Arbeit verrichtet. Ebenfalls lohnenswert ist ein Blick ins benachbarte Thailand. So schön das Land auch sein mag, der Massentourismus hat die Mentalität dort bereits zwangsläufig geprägt. So lange dies in Myanmar noch nicht der Fall ist, gibt es für Backpacker der alten Schule noch genügend zu entdecken.