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Monthly Archives: March 2014

Das Keifen der Giftzwerge

Mit drei Hefeweizen intus kann man entweder deutsche Bundestrainer interviewen oder sich in ein Online-Diskussionsforum einloggen und seine geistigen Ergüsse preisgeben. Es wird ja immer gerne behauptet, das Niveau solcher Onlinediskurse sei unterste Schublade. Stimmt auch. Oft. Man brauch nich lange suchen und findet Beiträge, die einem das Wasser in die Augen treiben, so unterirdisch sind die.

Guckt einfach mal. Jetzt! Z.B. streiken grad die Piloten. Das riecht doch förmlich nach bescheuerten Kommentaren. Und tatsächlich, einfach mal auf Süddeutsche.de gehen. “tiginius” schreibt empört: “warum können die wildgewordenen Gewerkschaftsbonzen nicht endlich schadensersatzpflichtig gemacht werden für die von ihnen angerichteten Kollateralschäden auf Seiten der unbeteiligten Passagiere???” Ich weiß auch nicht, tiginius. Hoffentlich findet sich wer, der dich für deinen Flug von Frankfurt nach München entschädigt, wo du in die Allianz-Arena gehen wolltest, um mit den 50 Euro für die Eintrittskarte den Spielern des FC Bayern ihr Traumgehalt mitzufinanzieren. Merkst du was? Egal.

“bogenhauser2013” hat absolut gar nix zu tun an einem Freitag, ähnlich wie ich, und antwortet auf jeden noch so dummen Kommentar mit einem noch dümmeren. Da sagt einer, der Streik habe zumindest die positive Wirkung einer kurzfristigen CO2-Reduktion. Einer, der die guten Seiten sieht, is doch nett. bogenhauser meint dazu: “1) Die Vulkane pusten im Durchschnitt jedes Jahr mehr CO2 und Feinstaub aus als der Flugverkehr. 2) Die Straßenbahn an der Cosimastraße ist lauter als die startenden Flugzeuge in der dem Flughafen nahest gelegenen Ortschaft.” Ich wär gern einen Tag lang bogenhauser2013. Being Bogenhauser. Bogenhauser Bogenhauser? Bogenhauser!

Auch ein Blick in die “Welt” lohnt (nie). Dort ist ein Interview mit Hamad Abdel-Samad zu lesen, dem boyfriend von Henryk M. Broder. Themen rund um den “Islam” sind ja eh Garanten für große quantitative und geringe qualitative Beteiligung. “daniel drehmer” hat auf jeden Fall die Dinge durchschaut und die einzig richtige Lösung parat: “Dieses Land wird einfach aufgegeben. Die Identität Deutschlands ist schon jetzt zu 75% weg. Die 100% erreichen wir, wenn wir einen Bundeskanzler aus “…” haben und unsere Staatreligion “…” ist. Ich (1964er) lebe hier mein Leben zu Ende und verweigere dieser Regierung meine Unterstützung wo es geht. Meine Arbeitszeit und damit mein Gehalt habe ich auf 60% runtergeschraubt. Und ich wähle die Alternative.” Viel Stoff drin in dem Kommentar, wenn auch ohne jeglichen Zusammenhang. Wir leben also noch zu 25% in Deutschland, darum sollten wir 40% weniger arbeiten und verdienen? Clever! Die noch tiefgründigeren Kommentare sind leider nicht mehr zu lesen, da ungefähr jeder dritte Kommentar von der Redaktion gesperrt wurde. Und das soll schon was heißen, denn bei der Welt lässt man auch die deppertsten Aussagen durchgehen. Das Dilemma der Meinungsfreiheit.

Also ich glaub, es gäbe noch so einige Beispiele für hirntoten Stuss, wenn man sich noch ein bisschen umsieht in den Foren. Aber jetz kommts: Der Fehlschluss, der daraus gezogen wird, ist der, dass behauptet wird, in der Offline-Welt Kommunikation werde durch soziale Umgangsformen und fehlende Anonymität nicht so viel rumgekeift. Dann möchte ich da kurz einhaken. Vor kurzem erst gabs folgende Situationen:

1) Ich fahre nachts mit dem Rad nach Hause. Vor mir latscht einer bei Rot über die Straße, so dass ich ausweichen muss. Er: “Ähhh, mach ma Licht an, ähhh!” – “Ich hab doch Licht an.” – “Halt die Fresse!”

2) Im Park joggen gewesen. Einer von drei Halbstarken, die da rumlungern: “Du siehst aus wie ein Stück Scheiße mit zwei Augen aufm Tanga.” Ich hab es versucht, mir vorzustellen, aber schwierig. Tanga auf Scheiße?? Seine Fantasie will ich nicht haben.

Deswegen geh ich wahrscheinlich so wenig unter Menschen. Und auch andere, die ich kenne. Also, in Online-Foren wird sowas wenigstens gelöscht. Wer macht das auf der Straße für mich? Ja wohl niemand. Soll mir niemand kommen und sagen, im Internet würde nur Driss gelabert. Da tummelt sich halt nur alle und jeder. Inhaltlich wertlos, aber so isses. Die verbalen Ausfälle zumindest gibt es nur noch im echten Leben. Kann man mit Humor nehmen, tu ich im Netz auch. Anders ist es ja teilweise nicht zu ertragen.

 

looky looky my friend!

Eine Flut an Eindrücken, die ich erstmal verarbeiten muss seit ich aus Myanmar zurück bin. Myanmar? Is datn Land? Jo, Myanmar hieß mal Birma (oder Burma), bevor die Militärjunta entschieden hat, ein neuer Name, der weniger an die Episode britischer Kolonialherrschaft erinnert, täte gut. Im Westen (oder “links”, wie man im Erdkundeunterricht zu sagen pflegte um den Lehrer zur Verzweiflung zu bringen) grenzt es an Indien und Bangladesh, im Osten an China und Thailand. Also nicht weit weg von da, wo Europäer sich Frauen kaufen. Nee, also kein Scheiß, das hätt ich in diesem Ausmaß so nie gedacht, aber heftig heftig fiederallala, wieviele Körperkläuse man in weiblicher und/oder jugendlicher Begleitung durch Bangkok laufen sieht. Naja, darauf wollt ich ja jetzt gar nicht hinaus. Was Myanmar betrifft, fällt bei vielen der Groschen erst, wenn man den Namen “Aung San Suu Kyi” erwähnt. Bzw. bei “Hausarrest” und “Friedensnobelpreis”. “Ahh, die. In das Land kann man reisen? Ich dachte, da dürfe man gar nicht rein?!” Ja, geht.

Schon geil: Schwedagon bei Nacht.

Schon geil: Schwedagon bei Nacht.

Noch geiler: Das leckere Essen

Noch geiler: Das leckere Essen

Auch wenn der Urlaub kein Urlaub im klassischen Sinne (=Erholung) war, haben sich viele schöne Erinnerungen in mein Hirn eingebrannt. Allen voran die ehrlich gemeinte Herzlichkeit der Burmesen (ich benutz den Begriff jetzt einfach synonym für die EinwohnerInnen Myanmars auch wenn hiermit klar gestellt wird, dass diese eigentlich nur EINE Volksgruppe von vielen darstellen. Right?). Jaja, is jetz nix neues zu sagen: “Die sind so nett!” Das hört man ständig von Leuten, die im Ausland unterwegs waren (außer Italien vielleicht. Und Frankreich. Und Indien. Und China. Wen nerviges vergessen in meiner pauschalen Abkanzelung?) Aber die Einheimischen dort sind wirklich sehr sehr nett!

Es ist nicht kühn zu behaupten, dass die langjährige Isolation und Unterdrückung durch die Militärführung dazu geführt hat, dass den nun vermehrt einströmenden Besuchern große und weitgehend unbefangene Neugier entgegengebracht wird. Skepsis in den Blicken lässt sich meist durch ein breites Lächeln ausräumen. Wenn man dann noch ein “Mingalabar!” (“Hallo!”) hinterher schiebt, hat man eh schon gewonnen. Jeder, der schonmal Länder wie Marokko, Thailand oder Indien bereist hat, wo sich tagtäglich Tausende von Touris durch den Bazar quetschen, weiß, welche Ausmaße die Beziehung Ausländer-Einheimischer besonders an solchen Orten annehmen kann: Der Touri ist der wandelnde Geldautomat, den es möglichst energisch zu bearbeiten gilt, damit er ordentlich Kohle ausspuckt. Irgendwie normal und verständlich, aber trotzdem nervig, weil sich dadurch langsam aber sicher ein grundsätzliches Misstrauen einbrennt, dass ja eh alle Freundlichkeit letztlich nur dem Zweck dient, was herauszuschlagen. Was sich wiederum mies anfühlt, weil man ja niemanden im vorhinein sowas unterstellen will.

Ich musste das erstmal verlernen. Man merkt jedoch sehr schnell, dass die Menschen in Myanmar einen nicht bescheißen wollen. Man kann sich wirklich besten Gewissens auf die Leute einlassen und gegenseitig voneinander lernen. Und am Ende steht eine neue Erfahrung und vielleicht eine Erkenntnis mehr auf der Haben-Seite. Nen Obulus in irgendeiner Art beizusteuern fällt dann auch viel leichter, weil es aus Überzeugung und gutem Willen geschieht.

Fährt man nach beispielsweise nach Bangkok, da ist der Zug längst abgefahren. Der Massentourismus hat die Mentalität nicht unbedingt zum Vorteil geprägt. An Hand eines typischen Marktbesuchs lässt sich eigentlich ganz treffend nachzeichnen, worin sich die beiden Länder unterscheiden:

Auf dem Bogyoke Markt in Rangun gehts schon bisschen offensiver zu, aber meistens steht der Shopbesitzer oder die Standbesitzerin in der Ecke, lässt einen gewähren und grüßt einen überschwänglich sobald man selbiges tut. “Mingalabar!” – “Mingalabar!” Findet man nichts, geht man wieder raus. “Thank you! Bye!” – “Thank you!” Danke, dass ihr mal reingeschaut habt und kommt bald wieder. Findet man doch was: “How much is it?” Meistens ist es dann eh schon echt preiswert, aber es ist halt ein Markt und da handelt man. Wenn man zu weit geht, merkt man es sofort. Wohlwollend und um Verzeihung bittend wird der Vorschlag abgelehnt. “Profit is so small.” Lächeln. Ok, also dann zahl ich natürlich auch mehr. Tut mir ja nicht weh und ist immer noch ein super Deal. Dann kommt meistens auch noch eine nette Geste hinterher, z.B. geben sie einem dann doch noch nen kleinen Rabatt, weil “You are so nice.” Und man strahlt um die Wette.

Süß fand ich auch die Reaktion einer Standverkäuferin, die uns Lackschälchen anpries. Wir teilten ihr mit, dass wir soeben erst solche Schälchen erworben hatten. Was antwortet sie? Ich dachte ja, jetz kommt sowas wie: “Buy more. For family. For friends!” Oder einfach ignorant: “Very cheap!” Aber nein, sie meinte ehrlich enttäuscht: “Ohh, i am too late…” Das waren wir schon baff. Also wer schonmal durch den Souq in Marrakesch gelaufen ist…

Straßenrestaurant

Snack am Bogyoke Markt gefällig?

Feilschende Europäer

Feilschende Europäer

In Bangkok läuft es überall ziemlich gleich. Sobald der eigene Blick auch nur einen x-beliebigen Artikel streift… “Yes? Yes?” Entweder zeigen sie einem gleich noch wahllos irgendwelche anderen Artikel ohne dabei auch nur annähernd den Geschmack zu treffen oder sie zücken gleich ihren Taschenrechner. Der Taschenrechner markiert den Startschuss zum immergleichen Ritual, jetzt hängt man fest. “Normally, this price.” Es wird ein lächerlich hoher Mondpreis eingetippt, den ich wahrscheinlich nicht mal in Deutschland zahlen würde. Dann eine zweite Zahl: “For you, special price!” Am liebsten würde ich weitergehen, weil Handeln ist nicht so mein Ding. Aber während man das so überlegt, kommt schon mehrmals die Aufforderung. “What’s your last price? Give me good price!” – “Ähhhh….” Also tippe ich was ein. Standardmäßige Reaktion: “Nooooo! Give me good price!” Dabei streunen die Blicke der Verkäufer meistens in der Gegend rum. Ich wette, sobald man den Laden verlassen hat, können die sich nicht mehr an dein Gesicht erinnern. Im Falle meiner Freundin endete das Feilschen um ein Kleid so: “Come on, good price! Last price!” – “Hm. I don’t even know if it fits. Can I put it on?” – “No!” – “Ok, I think, i better leave it then, sorry.” – “Fuck youuu!” – “Äh, oh, nice.” – “Yeah yeah, nice nice… fuck you!”

Gut, am laufenden Band müssen die sich mit schäbigen Leuten auseinandersetzen, schätz ich. Besagte Sitauation hat sich in Patpong zugetragen. Dort, wo es nachts nur noch um bezahlten Sex und gekaufte Liebe geht. Ich wär auch längst abgestumpft. Dass man irgendwann nicht mehr als eigenständiges und möglicherweise sympathisches Individuum wahrgenommen wird, ist wohl als Kollateralschaden des ausufernden Massen(sex)tourismus zu verstehen. Ein Ort, an den ich nicht nochmal muss, aber der bestehen bleibt, weil immer genügend Leute dorthin finden. Das Prinzip Laufkundschaft. So wie der ekelhafte “Italiener” bei mir gegenüber, den nachts die Teenager aus der angrenzenden Jugendherberge bevölkern. Ist halt nah, billig und hat lange offen. Kann mir nicht vorstellen, dass da irgendwer ein zweites Mal hingeht.

Die Suche nach dem Authentischen ist mit Aufwand verbunden. Wer den scheut, darf nicht erwarten, etwas besonderes zu kriegen. Die Urlaube, von denen ich mich danach erstmal erholen musste, waren die, bei denen ich am meisten für mich mitgen0mmen habe. Ok, ich will trotzdem mal auf die Seychellen oder Mauritius oder so, nur chillen. Aber dann weiß ich vorher, warum ich da hin fahr und was mich dort erwartet. Ein Bilderbuchfoto fürs facebook-Profil nämlich.

Womit bewegen sich die Avengers fort wenns dunkel wird?

Fixiehipsters all over the place aufgepasst!

FUCKYEAH

Mister Spok, Superman und X-Men Papi Xavier haben ein Rad entwickelt, welches die Dunkelheit nicht scheut. Das Böse hat keine Chance, denn es reflektiert alle Energien und teilt quasi wie früher in der Grundschule seinen Widersachern mit: “Selber Arschlosch!” Wie das?

Das könnt ihr euch hier ansehen:

Wer Teil dieser atemberaubenden Sache sein will, kann ein paar Kröten in den Teich werfen und bekommt dafür sogar heißen Designershize.

Is doch krass: Man fährt total sicher weil sichtbar durch die Nacht und ist dabei der Pornokönig schlechthin, ohne aufdringlich zu sein. Weil man ja nicht wie ein Glühwürmchen alle mit seiner Leuchtkraft penetriert, sondern nur passiv das zurückgibt was auf einen einprasselt.

Reflo Avenger

Alle, die tatsächlich noch mit dem Gedanken spielen, sich so ein beliebiges buntes Fertiggerät im Laden zu kaufen, sollten überlegen, ob das mühsam gesammelte Taschengeld nicht in einem handgemachten personalisierten Produkt besser aufgehoben ist oder ob man sich nicht sogar seinen alten Drahtesel von den Jungs von Happarel auf safety und understatement pimpen lässt.

Am Wochenende mal bei der Berliner Fahrradschau reinschneien! Da könnt ihr die Prototypen begutachten. Hulk und Robocop beantworten euch eure Fragen gern.

Informationen hier:

Crowdfunding Projekt

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